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Klima

Klimawandel: Wo Hitzewellen und Starkregen häufiger werden

Prognose für Häufigkeit und Verteilung von Wetterextremen in den nächsten 20 Jahren

Überschwemmtes Gebiet in Indonesien
Überschwemmungen infolge von Starkregen wie hier in Indonesien werden bereits in den kommenden 20 Jahren viele Regionen deutlich häufiger treffen. © Photography by Mangiwau / GettyImages

Neue Prognose: Klimaforscher haben ermittelt, wo und wie stark Wetterextreme wie Hitzewellen und Starkregen in den nächstem 20 Jahren zunehmen werden. Verbessert sich der Klimaschutz nicht, könnten demnach bis zu 70 Prozent der Weltbevölkerung überdurchschnittlich oft Extremwetter erleben. Betroffen sind neben Tropen und Subtropen dann auch die Mittelmeerregion und der hohe Norden, wie das Team in „Nature Geoscience” berichtet.

Die weltweiten Treibhausgas-Werte sind so hoch wie nie – Tendenz weiter steigend. Die dadurch verursachte rasch fortschreitende Klimaerwärmung wirkt sich bereits jetzt auf das Wetter aus und führt in vielen Regionen zu intensiveren Hitzewellen und Regenfällen. Je wärmer die Erde, desto stärker und intensiver werden diese Wetterextreme ausfallen, wie Studien belegen. Das führt unter anderem zu Ernteausfällen, Überschwemmungen und Hitzetoten.

Wie schnell diese Veränderungen eintreten und wie zeitnah die Wetterextreme zunehmen werden, wurde bislang allerdings wenig untersucht. Es ist jedoch wichtig, die Geschwindigkeit des Wandels zu verstehen, damit Mensch und Natur sich an die sich ändernden Bedingungen anpassen und so die Folgen der Wetterereignisse reduzieren können.

Wo werden Wetterextreme zunehmen?

Ein Team um Carley Iles vom Zentrum für internationale Klimaforschung in Oslo (CICERO) hat daher untersucht, wie sich Temperatur- und Niederschlagsextreme in den nächsten zwei Jahrzehnten verändern werden – und welche Regionen betroffen sind. Mit Hilfe großer Ensembles von Klimamodellen simulierten sie, wie häufig und wo diese Wetterextreme auftreten werden, je nachdem, wie sich das Klima weiter entwickeln wird.

Dabei blickten sie auf die zwei extremsten Szenarien, um die Bandbreite deutlich zu machen. Im „business-as-usual“-Szenario stoßen wir weiterhin hohe Mengen Treibhausgase aus, was bis Ende des Jahrhunderts eine Erderwärmung von 4,8 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zur Folge hätte (Szenario SSP5-8.5). Im besten Fall mindern wir unsere globalen Emissionen ab sofort drastisch und erreichen dann bis 2100 eine Erwärmung unter zwei Grad (Szenario SSP1-2.6).

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Zwischen 20 und 70 Prozent der Welt betroffen

Das Ergebnis: Tritt Szenario SSP5-8.5 ein, werden rund 70 Prozent der Weltbevölkerung bereits in den nächsten 20 Jahren deutlich häufigere Wetterextreme erleben. Starkregen wird dann insbesondere in Gegenden in den Tropen und Subtropen häufiger auftreten, vor allem in Süd- und Ostasien sowie Äquatorialafrika, aber auch in den nördlichen hohen Breiten. Hitzewellen werden hingegen fast für die gesamte Welt zunehmen.

Auf rund einem Drittel der Landfläche werden dann zudem die Extreme Starkregen und Hitze simultan öfter auftreten, wie die Analysen zeigen. Dazu zählen insbesondere Länder mit niedrigem Einkommen in Nord- und Ostafrika, auf der Arabischen Halbinsel, in nördlichen Teilen von Südamerika und auf dem tibetischen Plateau. In geringerem Ausmaß werden auch Teile Asiens, Australiens und Nordamerikas häufiger von beiden Extremen betroffen sein.

Tritt hingegen Szenario SSP1-2.6 ein, wird dieser Trend deutlich weniger Regionen und damit in den kommenden beiden Jahrzehnten nur 20 Prozent der Menschen betreffen, wie das Team berichtet. Unter diesen Bedingungen werden vor allem Südasien und die Arabische Halbinsel simultan öfter mit Starkregen und Hitzewellen rechnen müssen. Aber auch die Mittelmeerregion wird dann bereits häufiger Hitzewellen erleben.

Bessere Luft wird Extremwetter-Risiko verschärfen

„Wir stellen auch fest, dass eine schnelle Beseitigung der Luftverschmutzung, vor allem über Asien, zu einer beschleunigten gleichzeitigen Zunahme von warmen Extremen führt und den asiatischen Sommermonsun beeinflusst“, sagt Koautorin Laura Wilcox von der University of Reading. Denn die Luftverschmutzung hat das lokale Klima bislang gekühlt und das Ausmaß der Klimafolgen beschränkt. Verringern nun strengere Umweltauflagen den Schadstoffausstoß von Industrie und Verkehr, könnte die Zahl der Extremwetterereignisse dort besonders heftig zunehmen, so Iles und ihre Kollegen.

Zwar beruhen die Ergebnisse auf Modellierungen und sind daher zwangsläufig mit Unsicherheiten behaftet. Dennoch zeigen sie nach Ansicht der Forschenden, wie wichtig es ist, unsere Emissionen schnell und kontinuierlich zu senken und uns an die Klimaveränderungen anzupassen, um die Auswirkungen des Klimawandels in den nächsten 20 Jahren zu begrenzen. (Nature Geoscience, 2024; doi: 10.1038/s41561-024-01511-4)

Quelle: Centre for International Climate and Environmental Research (CICERO), Nature

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